Die intelligente Vernetzung lässt sich heute nicht allein in der industriellen Produktion realisieren, sondern auch über die gesamte Supply Chain – vom Lieferanten bis zum Kunden. Schlichte Ladungsträger wie Fässer können heute zu intelligenten Playern in der neuen Industrie-4.0-Welt avancieren. Bestes Beispiel: Die iBarrel von Merck, einem der größten europäischen Pharmakonzerne. Mit einer neu entwickelten Fernüberwachungslösung nutzt der Chemiehersteller die Vorteile der Digitalisierung. Betriebsdaten etwa zu Standort, Füllstand und Entnahme seiner weltweit eingesetzten Lösungsmittelbehälter lassen sich jetzt automatisiert erfassen und damit innovative Logistikprozesse und neue Geschäftsmodelle realisieren. Die technische 4.0-Aufrüstung der Fässer ist zudem für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen nach ATEX und QPS zertifiziert.
Transparenz schafft neuen Kundennutzen
Ladungsträger wie Fässer und Behälter aus Edelstahl galten in der Vergangenheit eher als unsexy und waren bislang in der Logistik Nischenprodukte. Dank Industrie 4.0-Technologien und digitaler Vernetzung fällt nun neues Licht auf diese bisher in den Hintergrund gerückten Flüssigkeitsträger. Einfache Industrie-Behälter lassen sich jetzt mit intelligenter Hard- und Software ausstatten und entwickeln sich weiter zu wichtigen Akteuren in industriellen Wertschöpfungsketten. Für Hersteller und Lieferanten etwa von chemischen Produkten ergeben sich daraus ganz neue Möglichkeiten zur Erhöhung des Kundennutzens durch mehr Transparenz etwa bei Füllständen sowie durch steigende Sicherheit bei der Verwendung. Aber auch innovative Logistikprozesse und neue Geschäftsmodelle lassen sich damit realisieren.
Weltweite Erfassung von Betriebszuständen
Was bislang allerdings nicht gelöst werden konnte: ein weltweites intelligentes Monitoring aller Lösungsmittelbehälter und sowie die Erfassung aktueller Betriebszustände. Sowohl für Kunden als auch für Merck als Hersteller und Lieferant entsteht dadurch ein erhöhter Nutzen. Die genaue Kenntnis über Standort und Betriebsdaten wie Füllstand, Temperatur, Innendruck, eventueller Leckage, falscher Entnahme oder Diebstahl der Fässer würde einem Quantensprung gleichkommen. Durch die automatisierte Erfassung, Auswertung und Verarbeitung der Gerätedaten ließen sich zudem Produktions- und Logistikabläufe besser steuern. Eine Hochrechnung auf Grundlage der Historiendaten macht eine vorausschauende Planung der Produktionsmengen sowie eine bedarfsgerechte und effiziente Logistik möglich. Die automatisierte Datenerfassung durch die direkt in das SAP-System eingehenden Daten versetzt dabei in die Lage, die richtigen Entscheidungen bei Produktionsaufträgen zu treffen und Liefertermine besser einzuhalten – und damit die Kundenzufriedenheit zu steigern. Auch auf Kundenseite hat die Fernüberwachung der Fässer deutliche Vorteile: Anwender profitieren von hoher Transparenz ihres Warenbestands, punktgenauer Lieferung, hoher Versorgungssicherheit sowie sicherem Handling bei Entnahmevorgängen.
GPS-gesteuerte Fernüberwachung
Ein Gesamtkonzept für die Übertragungseinheit zur Überwachung der mobilen Lösungsmittelbehälter entwickelte RCT mit Merck in 2021. Dabei ging es nicht nur darum, den Füllstand und die Temperatur zu überwachen, sondern auch per GPS den Standort der einzelnen Behälter zu lokalisieren und zu melden. Über einen einfachen kapazitiven und flexiblen Sensor können die einzelnen Module entsprechend der Behältergröße angepasst werden. Ein weiteres wichtiges Feature ist, dass die Einheit genügend Speicherplatz für eine kabellose Übertragung aller Behälterdaten und Fülldaten beinhaltet. Dieser elektronische Frachtbrief vereinfacht die Logistik in erheblichem Maße. Geplant ist die Erweiterung des Systems zur Überwachung von werksinternen Transportbehältern und Gitterboxen. Hier soll die gesamte interne Logistik unterstützt werden.